Montag, 31. Dezember 2012

Merkwürdig...



"Gott ist Liebe!" sagt die Bibel. 
Merkwürdig, dass in keinem Bekenntnis steht.

Kurt Marti




Samstag, 29. Dezember 2012

Mein Herz sehnt sich nach dem Namen, der Wahrheit ist






Dieser Tag ist lieb zu mir, mehr als alle anderen Tage, 
Denn heute ist der geliebte Herr Gast in meinem Haus; 
Meine Kammer und mein Hof sind schön mit Seiner Anwesenheit. 
Meine Sehnsüchte singen seinen Namen, 
und sie verschwinden in Seiner großen Schönheit: 
Ich wasche seine Füße und ich schaue auf zu seinem Gesicht; 
und ich liege vor Ihm als eine Darbringung meines Körpers, 
meines Verstandes und von allem, was ich habe.
Was für ein Tag der Freude ist der Tag an dem mein Geliebter, 
mein Schatz, in mein Haus kommt! Alle Übel fliehen aus meinem Herzen, 
wenn ich meinen Herrn sehe."Meine Liebe hat ihn berührt; 
mein Herz sehnt sich nach dem Namen, der Wahrheit ist."
Daher singt Kabîr, der Diener aller Diener.


Kabir

Donnerstag, 27. Dezember 2012

In dir muss Gott geboren werden




Wird Christus tausendmal
zu Bethlehem geboren
Und nicht in dir, du bleibst
noch ewiglich verloren.

Angelus Silesius
(Cherubinischer Wandersmann, I,61) 

Montag, 24. Dezember 2012

Selbst jene reine Liebe werden...







"... und wir werden von dem Wunsch erfasst, 
jene reine Liebe selbst zu werden, 
von der alle Dinge herrühren ..."



Allen Lesern und Freunden 
wünsche ich ein besinnlich und harmonisch erlebtes
Weihnachtsfest


ilda



Matthias Grünewald: 

Detail der Tafel „Geburt Christi mit Engelskonzert“ des Isenheimer Altars  

Foto: Wikipedia Commons 


Samstag, 22. Dezember 2012

Warum wir Weihnachten feiern...



Wir feiern Weihnachten, auf dass diese Geburt auch in uns Menschen geschieht. Wenn sie aber nicht in mir geschieht, was hilft sie mir dann? Gerade, dass sie auch in mir geschehe, darin liegt alles.


Meister Eckhart


Das Reich Gottes



Das Reich Gottes kommt nicht so,
dass man es an äußeren Zeichen
erkennen könnte.
Man kann auch nicht sagen:
Seht, hier ist es!
oder: Dort ist es!
Denn: Das Reich Gottes ist
(schon) mitten unter euch.

   

 Lukas 17,20-21

Freitag, 21. Dezember 2012

Die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht







 Gott ist die Liebe, 
 und wer in der  Liebe bleibt,
 bleibt in Gott,
 und Gott bleibt in ihm.

 Furcht gibt es in der Liebe nicht,
 sondern die vollkommene Liebe
 vertreibt die Furcht.
 Denn die Furcht rechnet mit Strafe,
 und wer sich fürchtet,
 dessen Liebe ist nicht vollendet.
 Wir wollen lieben,
 weil Er uns zuerst geliebt hat.
 Wenn jemand sagt:
 Ich liebe Gott!,
 aber seinen Bruder hasst,
 ist ein Lügner.
 Denn wer seinen Bruder nicht liebt,
 den er sieht, 
kann Gott nicht lieben,
 den er nicht sieht.
 Und dieses Gebot haben wir von Ihm:
 Wer Gott liebt,
 soll auch seinen Bruder lieben.



1 Joh. 4,16-21


Foto: @ Xenia Illapo

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Eine wirklich frohe Botschaft



Dietrich Bonhoeffer, der Widerstandskämpfer aus christlicher Überzeugung, schrieb am 17. Dezember 1943  aus dem Gefängnis an seine Eltern:
                                                                  
  Liebe Eltern!

Es bleibt mir wohl nichts übrig, als Euch für alle Fälle schon einen Weihnachtsbrief zu schreiben. Ich brauche Euch nicht zu sagen, wie groß meine Sehnsucht nach Freiheit und nach Euch allen ist. Aber Ihr habt uns durch Jahrzehnte hindurch so unvergleichlich schöne Weihnachten bereitet, dass die dankbare Erinnerung daran stark genug ist, um auch ein dunkleres Weihnachten zu überstrahlen. In solcher Zeit erweist es sich eigentlich erst, was es bedeutet, eine Vergangenheit und ein inneres Erbe zu besitzen, das von dem Wandel der Zeiten und Zufälle unabhängig ist. Das Bewusstsein von einer geistigen Überlieferung, die durch die Jahrhunderte reicht, getragen zu sein, gibt einem das sichere Gefühl der Geborgenheit. Vom Christlichen her gesehen kann ein Weihnachten in der Gefängniszelle ja kein besonderes Problem sein. Wahrscheinlich wird in diesem Hause hier von vielen ein sinnvolleres und echteres Weihnachten gefeiert werden als dort, wo man nur noch den Namen dieses Festes hat. Dass Elend, Leid, Armut, Einsamkeit, Hilflosigkeit und Schuld vor den Augen Gottes etwas ganz anderes bedeuten als im Urteil der Menschen, dass Christus im Stall geboren wurde, weil er sonst keinen Raum in der Herberge fand, - das begreift ein Gefangener besser als ein anderer, und das ist für ihn eine wirklich frohe Botschaft.


Dietrich Bonhoeffer 


Sonntag, 16. Dezember 2012

Gott (Liebe) st die einzige innere Alchemie





Stelle niemals Fragen nach Gott. 

Alles was ist, ist in Gott und ist Gott – wie könnte da Gott das Problem sein? Gott braucht man nicht erst zu suchen: Wo wolltest du ihn suchen? Er ist überall – du brauchst nur zu lernen die Augen deiner Liebe aufzumachen. Sobald die Liebe dein Herz durchdrungen hat, ist Gott da. Im Erschauen der Liebe ist der Geliebte da: In der Erscheinung der Liebe erscheint dir Gott.


Somit ist Gott die einzige innere Alchemie: 

Sie transformiert dein materielles Leben zum göttlichen Leben. Die einzige Alchemie nenne ich sie deshalb, weil damit niederes Metall zu Gold verwandelt wird. Ohne Liebe ist das Leben ein einziges Ödland, grau – ohne Farben, ohne Lieder, ohne Festlichkeit. ... Liebe bringt Farbe: Das Grau wird plötzlich zum Regenbogen, explodiert zu tausend-und-einer Farbe...

Liebe verwandelt schlagartig das ganze Klima deines inneren Daseins – und mit dieser Verwandlung verwandelt sich die gesamte Existenz. Dabei hat sich da draußen gar nichts geändert – aber kaum bist du voller Liebe, tut sich dir eine vollkommen andere Existenz auf. Gott und die Welt sind nicht zweierlei, es gibt nur die eine Existenz. Es gibt nur eine einzige Existenz: Ohne die Augen der Liebe gesehen erscheint sie materiell; ohne die Augen der Liebe gesehen erscheint sie als „die Welt“ – Samsara. Mit den Augen der Liebe gesehen wird die Welt transformiert, verklärt … und dann wird die Welt selber göttlich. Ja, dann ertönt im Sehen Musik. Wenn die Liebe heraufdämmert, geschehen Wunder – dann ertönt selbst im Sehen Musik, erstrahlt in den Tönen die Stille. Liebe ist magisch.
Und Kabirs ganze Lehre läuft auf Liebe hinaus: Er nennt die Liebe „die göttliche Melodie“. Das vor Liebe bebende Herz wird zur Flöte auf den Lippen Gottes … und ein Lied wird geboren. 

Sobald die Liebe geboren ist, bekommst du eine Mitte. Sobald die Liebe geboren ist, bist du zentriert – und alles fällt in Einklang mit dem Zentrum. Du wirst zum Orchester, zu einer wunderbaren Harmonie. Sie ist in dir angelegt: Du hast sie mit auf die Welt gebracht, nur hat sie sich bisher noch nicht zeigen dürfen. Kabir sagt: Bring sie zum Vorschein – lass deine Liebe ans Licht treten. Und dieses Ans-Licht-Treten wird dein Gebet sein. 


Osho


Foto © Xenia Illapo

Samstag, 15. Dezember 2012

Liebe ist die Erkenntnis des Geliebten


Liebe ist das einzige Wunder, das es gibt. 
Liebe ist die Leiter von der Hölle zum Himmel. Wird die Liebe recht erlernt, hast du alles erlernt. Wird die Liebe verfehlt, hast du dein ganzes Leben verfehlt. Leute, die um Gott nachfragen, wollen in Wirklichkeit gar nichts von Gott wissen; statt es wissen zu wollen, tun sie lediglich kund, dass sie nie erfahren haben, was Liebe heißt. Wer immer auch die Liebe erfahren hat, hat den Geliebten erfahren: Liebe ist die Erkenntnis des Geliebten. Wer wissen will, was Licht ist, sagt damit lediglich, dass er blind ist. Wer wissen will, wer Gott ist, sagt damit lediglich, dass sein Herz nicht aufgeblüht ist zur Liebe... 

  
     Osho 


Freitag, 14. Dezember 2012

In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht


In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht
ich bin einsam, aber du verläßt mich nicht
ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe
ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden
in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld
ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt
den rechten Weg für mich.


Dietrich Bonhoeffer

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Frieden kommt nur aus der Wirklichkeit der Liebe



Deine Aufgabe ist es nicht, nach Liebe zu suchen, sondern einfach, alle Schranken in dir selbst zu suchen, die du gegen sie erbaut hast. Es ist nicht nötig, nach dem zu suchen, was wahr ist, aber es ist nötig, nach dem zu suchen, was falsch ist. Jede Illusion ist eine Illusion der Angst, welche Form sie auch annimmt. Und der der Versuch, aus einer Illusion in eine andere zu entrinnen, muss scheitern. Wenn du die Liebe außerhalb von dir suchst, kannst du sicher sein, dass du in deinem Inneren Hass wahrnimmst und vor ihm Angst hast. Frieden jedoch wird niemals aus einer Illusion der Liebe kommen, sondern nur aus ihrer Wirklichkeit.

Kurs in Wundern 
(Text 16, IV, 6)

Montag, 10. Dezember 2012

Unsterbliche Liebe


Die Liebe, die mit dem Erwachen der Jugend und ihrer Sorglosigkeit anbricht, begnügt sich mit der Begegnung, sie läßt sich durch die Vereinigung der Liebenden zufriedenstellen und entfaltet sich in der Umarmung; die Liebe hingegen, die im Schoß der Unendlichkeit geboren wurde und mit den Geheimnissen der Nacht hinabsteigt, begnügt sich mit nichts außer der Unsterblichkeit, und vor nichts anderem erhebt sie sich ehrfürchtig als vor Gott. 

Khalil Gibran

Aus "Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr"  Patmos Verlag, 2004, S. 92

Wann kam die Liebe über dich?


Sag Narr, wann kam die Liebe über dich
Der Freund antwortete: 
Damals, als sie mich reich machte und mein Herz mit Gedanken, Wünschen, Seufzern und Leiden erfüllte und meine Augen von Tränen und Weinen überfließen ließ. 
Was hat dir die Liebe gebracht? 
Schönheit, Ehre und Wertschätzung meines Geliebten. 
Wohin kamen sie? 
In Gedächtnis und Verstand. 
Womit hast du sie empfangen?
Mit Liebe und Hoffnung. 
Wie bewahrst du sie? 
Mit Gerechtigkeit, Klugheit, Tapferkeit und Mäßigung.

Ramon Llull


((Das Buch vom Freunde und dem Geliebten: Abschnitt 78)




Freitag, 7. Dezember 2012

Wer wird mir nun geben, dass ich Ruhe finde in dir?


"Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir"
(Conf. I,1)


Wer wird mir nun geben, dass ich Ruhe finde in dir? Wer wird mir geben, dass du kommst in mein Herz und es trunken machst vor Freude, so dass ich mein Elend vergesse und dich, mein einzig Gut, umfasse? Was bist du mir? Erbarme dich meiner, damit ich kann davon reden! Was bin ich dir aber selbst, dass du von mir geliebt zu werden verlangst und, wenn ich es unterlasse, mir zürnst und mit unendlichen Qualen drohst? Ist das nicht allein schon grosse Pein, dich nicht zu lieben? Wehe mir! Sage mir doch bei deiner Barmherzigkeit, Herr mein Gott, was du mir bist! Sage meiner Seele: "Ich bin dein Heil!" Sprich vernehmlich zu mir! Siehe, o Herr, die Ohren meines Herzens sind vor dir; öffne sie und sprich zu meiner Seele: "Dein Heil bin ich". Nacheilen will ich diesem Wort und so dich erfassen. Verhülle nicht vor mir dein Angesicht. Sterben will ich, um nicht zu sterben, sondern es zu schauen. 

Augustinus von Hippo

(Confessiones I,5)

Spät habe ich dich geliebt, du Schönheit...


Spät habe ich dich geliebt, du Schönheit, ewig alt und ewig neu; spät habe ich dich geliebt. Und siehe, du warst in meinem Innern; ich aber lief hinaus und suchte dich draußen. Hässlich und missgestaltet warf ich mich auf das Schöngestaltete, das du geschaffen hast. Du warst bei mir, ich aber war nicht bei dir. Was von dir so lange mich fern hielt, waren Dinge, die doch gar nicht existierten, wenn sie nicht in dir wären. Du aber riefst mich, und immer lauter riefst du mich und zerrissest meine Taubheit. Dein Licht ging mir auf, und immer strahlender leuchtetest du und verjagtest meine Blindheit... Gekostet habe ich dich, und nun hungere und dürste ich nach dir. Du hast mich angerührt, da bin ich entbrannt in Sehnsucht nach deinem Frieden.

Augustinus von Hippo

(Confessiones X, 27,38)

Dienstag, 4. Dezember 2012

Schäme dich nie, den Geliebten zu loben!


Der Geliebte sang und sprach, wenig verstehe der Freund von der Liebe, wenn er sich schäme, seinen Geliebten zu loben, und wenn er sich scheue, ihn dort zu ehren, wo er am meisten geschmäht wird. Und wenig verstehe von Liebe, wer sich über Ungemach ärgere. Und wer an seinem Geliebten verzweifle, sei nicht im Gleichklang mit Liebe und Hoffnung.


Ramon Llull

(Das Buch vom Freunde und vom Geliebten, Abschnitt 79)

Montag, 3. Dezember 2012

Wer liebt, der läuft



Wer liebt, der läuft. Je inniger er liebt, desto freudiger läuft er. 
Je weniger er liebt, desto lässiger bewegt er sich vorwärts auf dem Wege. Wenn er überhaupt nicht liebt, steht er still auf dem Wege. 
Wenn er gar nach der Welt sich sehnt, schaut er rückwärts vom Wege und wendet sein Antlitz ab von der Heimat.


Augustinus von Hippo


Zitiert in: P. Bernward Deneke, "Liebe, und dann tue was du willst"

Freitag, 30. November 2012

Was wir wirklich sind...





"Wir sind nicht menschliche Wesen, die spirituelle Erlebnisse haben,
 sondern spirituelle Wesen, die menschliche Erlebnisse haben"


 Pierre Teilhard de Chardin



Foto © designer111 / photocase.com




Gottes Bild im Menschen


St. Augustinus spricht: "Wenn des Menschen Seele sich ganz hinaufkehrt in die Ewigkeit, in Gott allein, so erscheint und leuchtet auf das Bild Gottes. Wenn sich aber die Seele nach außen kehrt, und seien es selbst äußerliche Tugendübungen, so wird dies Bild völlig verdeckt."

All das von der Seele, das sich hinunterwendet, das nimmt das an, dem es sich dabei zuwendet, [im Bild gesprochen:] es nimmt eine Decke oder eine Art Kopftuch. Was sich aber von der Seele hinaufwendet, das ist ein bloßes Bild Gottes; das ist Gottes Geburt, ganz unverdeckt und bloß in bloßer Seele.
Von dem edlen Menschen - als Gottes Bild, als Gottes Sohn, als göttliche Natur in uns - es kann uns nimmer zerstört werden, nur verdeckt mag es (dann und wann) sein.


Meister Eckhart


aus: Meister Eckhart, Vom Adel der menschlichen Seele, Anaconda Verlag S. 32



Montag, 26. November 2012

Gleich einer Flöte, die du füllst mit Tönen



Mein Lied hat seines Schmuckes
sich entäußert,
es ist nicht stolz auf Kleid und Zier.
Der Schmuck könnte unsre Einigkeit zerstören,
er würde zwischen dich und mich sich stellen;
dein Flüstern könnt ertrinken
in dem Klingklang.

Mein Dichterhochmut stirbt in Scham
vor deinem Anblick,
o Meisterdichter,
ich saß dir zu Füßen.
Laß mich mein Leben
grad und einfach machen,
gleich einer Flöte,
die du füllst mit Tönen. 




Rabindranath Tagore

aus Gitanjali


Deutsche Nachdichtung von Marie Luise Gothein [1863-1931]

Donnerstag, 22. November 2012

In der Liebe zu Gott ist das Maß, ohne Maß zu lieben



In der Liebe zu Gott wird uns keinerlei Maß auferlegt, da hier das Maß ist, ohne   Maß zu lieben: Man soll sich nicht sorgen, zu viel zu lieben, sondern nur    fürchten, zu wenig zu lieben.

Severus von Mileve 
Augustinus von Hippo 

Severus von Mileve, Augustinusschüler und bischöflicher Amtsbruder, fasst mit diesem Wort
die Kerngedanken seines Meisters wieder.


Zitiert in: P. Bernward Deneke, "Liebe, und dann tue was du willst"

Tun oder Sein


Die Leute brauchten nicht soviel nachzudenken, was sie tun sollen, sondern sie sollten nachdenken, was sie seien. Wären nun die Leute gut und auch ihre Weise zu leben, so könnten ihre Werke sehr leuchten. Bist du gerecht, so sind auch deine Werke gerecht.
Nicht gedenke Heiligkeit zu gründen auf ein Tun; Heiligkeit soll man gründen auf ein Sein, denn die Werke heiligen nicht uns, sondern wir sollen die Werke heiligen.
Wie [angeblich] heilig auch die Werke immer sein mögen, so heiligen uns nicht, da sie eben Werke sind. Mehr noch: Sofern wir sind und am Sein teilhaben, in dem Maße heiligen wir alle unsere Werke, es sei Essen, Schlafen, Wachen oder was es sonst sei. 
Die aber nicht am großen Sein teilhaben, welche Werke sie auch wirken mögen, aus denen wird nichts. So merke hier, dass man allen Fleiß darauf setzen soll, dass man gut sei; und nicht so sehr, was man tue oder von welcher Art die Werke sind, sondern wie der Grund der Werke ist.


Meister Eckhart

aus: Meister Eckhart, Vom Adel der menschlichen Seele, Anaconda Verlag S. 38


Dilige et quod vis fac - Liebe und tue, was du willst!


Die Taten der Menschen lassen sich nur von der Wurzel der Liebe her werten. Denn vieles kann man tun, was guten Anschein hat, aber nicht aus der Wurzel der Liebe hervorgeht. Denn auch der Dornstrauch blüht; vieles aber scheint hart und finster, und doch schafft es um der Zucht willen die Liebe. Einmal für alle wird dir also ein kurzes Gebot aufgestellt: Liebe und tue, was du willst! Schweigst du, so schweige aus Liebe; sprichst du, so spreche aus Liebe; rügst du, so rüge aus Liebe; schonst du, so schone aus Liebe: innen sei die Wurzel Liebe, nur Gutes kann dieser Wurzel entsprießen.


Augustinus von Hippo

Montag, 19. November 2012

Eia, o Liebe, süß im Kuss



Eia, o Liebe, süß im Kuß.
Du bist jene Quelle,
nach der ich dürste.
Siehe, zu dir wallt auf mein Herz.
O wenn, o wenn du doch,
o volles Meer,
mich unbedeutenden Tropfen
in dich aufsaugen wolltest!
Du bist meiner Seele
der lebendige süßeste Eingang,
auf daß ich dann
von mir in dich
- so geschehe es! -
finde des Lebens Ausgang.


Gertrud von Helfta

Eia, Liebe, nun lass dich minnen


Wie der von Liebe Verwundete wieder gesundet





Wird ein Mensch zu einer Stund 
Von wahrer Liebe gänzlich wund, 
So wird er nie mehr recht gesund, 
Er küsse denn denselben Mund, 
Der seine Seele machte wund.

Je mehr seine Lust wächst, 
    um so schöner wird ihre Hochzeit,
Je enger das Minnebett wird, 
    um so inniger wird die Umarmung,
Je süßer das Küssen, 
    um so minniglicher das Anschauen.
Er umarmt sie auch im edlen Wohlgefallen 
    seiner Liebe,
Er grüßt sie mit seinen seligen Augen, 
Wenn sich die Liebenden wahrhaft schauen. 

Er durchküßt sie mit seinem göttlichen
    Munde, 
Wohl dir, ja mehr als wohl, ob der über-
    herrlichen Stunde! 
Er liebt sie mit aller Macht auf dem Lager
     der Minne 
Und sie kommt in die höchste Wonne 
Und in das innigste Weh 
Wird sie seiner recht inne. 

 ...Seligkeit über Seligkeit 
Frieden über Frieden, 
der alle Vorstellungen übersteigt

Eia, Liebe, nun laß dich minnen, 
Und wehre dich nicht mit finsteren Sinnen.




 Mechthild von Magdeburg

(Das fließende Licht der Gottheit, Buch II,15 )





Freitag, 16. November 2012

Du bist ein Verlust meiner selbst



Du bist 
ein Verlust meiner selbst, 
ein Sturm meines Herzens, 
ein Fall und Untergang meiner Kraft, 
meine höchste Sicherheit 


Mechthild von Magdeburg 

(Das fließende Licht der Gottheit, I,20)