Freitag, 9. Dezember 2016

Von Deinem Hauch verweht



Wir sind  Federn von Deinem Hauch verweht.
Wir gehen, wohin Du uns treibst, Deinem Willen fügsam, wünschend nur, 
von Deiner Liebe geführt zu werden.

Wir nennen Dich Gott, aber wir wissen nichts von Dir außer, 
dass nur in Dir der Frieden, die Liebe, die Schönheit,
die Gerechtigkeit, das Licht
Vollendung
und vollkommenes, unveränderliches Leben haben.




©
Fragmenta
Liebeslied 2005



Mittwoch, 7. Dezember 2016

Der Weg führt von Gott zu Gott

Ein Weiser wurde gefragt, 
ob der Weg von Gott zum Menschen oder vom Menschen zu Gott führe.
Er antwortete: 
" Beides ist falsch. Der Weg führt von Gott zu Gott."

Fariduddin Attar



Dienstag, 6. Dezember 2016

Wie komme ich zu Dir, Herr?

Die Seele fragte:
"Sag, wo bist du Herr, dass ich Dich aufsuchen kann?"
 Und Gott antwortete: 
"Wenn du anfängst, mich zu suchen, bist du schon zu mir hingelangt"

Abu Hamid al-Ghaza


Sonntag, 4. Dezember 2016

Ein Derwisch betrachtete den gestirnten Himmel...



Ein Derwisch betrachtete den gestirnten Himmel und sagte:
"O Gott! Wenn das Dach deines Gefängnisses schon so schön ist, 
wie schön mag dann erst das Dach deines Gartens sein"

Fariduddin Attar 

Samstag, 26. November 2016

Die Seele durchfließt den Leib, wie der Saft den Baum

Was der Saft im Baum ist, das ist die Seele im Körper, und ihre Kräfte entfaltet sie wie der Baum seine Gestalt.
Die Erkenntnis gleicht dem Grün der Zweige und Blätter, der Wille den Blüten, das Gemüt ist wie die zuerst hervorbrechende Knospe, die Vernunft wie die voll ausgereifte Frucht. Der Sinn endlich gleicht der Ausdehnung des Baumes in Höhe und Breite. 
So ist die Seele der innere Halt und die Trägerin des Leibes.

Hildegard von Bingen

(aus  Sci vias

Ziel und äußerste Vollendung der Seele

Der menschlichen Seele Ziel und äußerste Vollendung ist:
erkennend und liebend die ganze Ordnung der geschaffenen Dinge 
zu durchschreiten und vorzudringen zum ersten Urgrund, welcher Gott ist.


Thomas von Aquin

aus. Summe gegen die  Heiden

Seele und Gott: ein Vergleich

Wie die Seele im jeglichen Teil des Leibes ganz ist, 
so ist Gott ganz in allem und jedem Seinswesen.

Thomas von Aquin

aus: Summe der Theologie

Sonntag, 7. Februar 2016

Seine Güte hat seine Größe klein gemacht

Seine Güte hat seine Größe klein gemacht.
Er wurde wie ich, damit ich ihn aufnehme;
Er wurde mir gleich erachtet, damit ich ihn anzöge.
Nicht erbebte ich, als ich auf ihn blickte;
Denn er ist mein Erbarmer.
Wie mein Wesen ward er, damit ich ihn begriffe,
Und mir gleich an Gestalt, damit ich mich von ihm
nicht abwendete.
Er, der Vater der Erkenntnis, das Wort der Erkenntnis,
Er, der Schöpfer der Weisheit, ist weiser als seine Diener;
Und er, der mich bildete, bevor ich ins Dasein trat,
Wußte, was ich tun würde, wenn ich geschaffen wäre.
Darum erbarmte er sich meiner in seiner großen 

Barmherzigkeit
Und gewährte mir, ihn zu bitten und zu empfangen von
seinem Wissen.


 Aus den Oden Salomos*
 (deutsche Übersetzung von Hubert Grimme, Heidelberg 1911)

* ( Christliche Liedersammlung, die wahrscheinlich  um 130 n.Chr. ursprünglich auf Syrisch verfasst wurde )

Barmherzigkeit


Dieses Geheimnis der Barmherzigkeit gilt es stets neu zu betrachten. Es ist Quelle der Freude, der Gelassenheit und des Friedens. Es ist Bedingung unseres Heils. Barmherzigkeit – in diesem Wort offenbart sich das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Barmherzigkeit ist der letzte und endgültige Akt, mit dem Gott uns entgegentritt. Barmherzigkeit ist das grundlegende Gesetz, das im Herzen eines jeden Menschen ruht und den Blick bestimmt, wenn er aufrichtig auf den Bruder und die Schwester schaut, die ihm auf dem Weg des Lebens begegnen. Barmherzigkeit ist der Weg, der Gott und Mensch vereinigt, denn sie öffnet das Herz für die Hoffnung, dass wir, trotz unserer Begrenztheit aufgrund unserer Schuld, für immer geliebt sind.

Papst Franziskus

(Misericordiae Vultus)



Samstag, 9. Januar 2016

Die Welt ist durch unsichtbare Knoten verbunden // 2



     Liebe... ist nicht einfach ein Gefühl, das ich mit anderen Menschen teile, es ist viel fundamentaler: Es ist die erkennbare Tatsache, dass alles, was ist, dadurch ist, dass es mit anderem zusammenhängt. 
Meinen Studenten gegenüber drücke ich es gern sehr einfach aus. 

      Sehen Sie, wenn Sie im Wald Pilze vor sich sehen, erscheint es Ihnen so, dass der eine wunderbar gewachsen und noch frisch ist, der andere alt und angefressen und der dritte ist vielleicht bereits verschimmelt. Wenn Sie nun sagen: dieser Pilz hier und jener dort, so ist das ein Irrtum. Es ist sowohl sprachlich als auch von der Wahrnehmung her völlig falsch. Denn der eigentliche Pilz befindet sich unter der Erde und stellt ein Geflecht, ein Myzel  dar. Für unser Auge sichtbar sind jedoch nur die einzelnen Fruchtkörper. Genau so sieht unsere Wirklichkeit aus: Wir sehen nur die Oberfläche, die einzelnen Objekte, und das bezeichnen wir als "Wirklichkeit". Tatsächlich aber liegt hinter der Oberfläche ein Netz von Relationen, die wir erschließen und teilweise mathematisch zu beschreiben lernen. Demnach ist alles miteinander vernetzt, und das ist die Struktur der Liebe. Jede meiner Äußerungen, jede Handlung wirkt nicht nur nach außen und erzeugt bei Ihnen eine Reaktion, sondern wirkt nach innen und formt mich und meinen Charakter. Dieses Zusammenhängen aller Dinge und das Bewusstsein dafür, dass alles, was ich tue, ein Beitrag zu dieser Verbindung und Ordnung in der Welt ist - das ist achtsame Liebe.


Michael von Brück


Aus einem Interview von Sonja Panthöfer mit Michael von Brück

link

Der Titel ist ein Spruch von  A. Kircher (1602-1680)

Die Welt ist durch unsichtbare Knoten verbunden // 1


Alles ist mit allem verbunden bis zu untersten Ende aller Ringe der Kette, und das wahre Wesen Gottes  ist gleicherweise oben und unten, in den Himmeln und auf Erden, und nichts existiert außer ihm.


Aus dem Zohar


Der Titel ist ein Spruch von  A. Kircher (1602-1680)


Donnerstag, 7. Januar 2016

Wer das Eine nicht kennt, dem fehlt alles


Jesus sprach: 
Wer die ganze Welt kennt, doch das Eine nicht, dem fehlt alles.

Aus dem  Evangelium nach Thomas (47)

Das Weib im Sonnenschein



Was sinnest Du so tief?
Das Weib im Sonnenschein,
Das auf dem Monde steht,
Muss deine Seele sein.


Angelus Silesius

(Cherubinischer Wandersmann II, 9)



Unbegrenzte menschliche Natur


Der Bereich der menschlichen Natur umfasst in 
seiner menschlichen Möglichkeit
Gott und das Weltall


Nikolaus von Kues
 (aus De coniecturis, ca 1443)


Das Himmelreich unter den Menschen suchen


Wenn du vom Himmelreich hörst, 
dann sollst du nicht hinauf zum Himmel gaffen, 
sondern hier unten bleiben 
und das Himmelreich unter den Menschen suchen.

Martin Luther

Das hält Gott für die bereit, die ihn lieben


Es ist vielmehr das eingetreten, 
was schon in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist:

»Was kein Auge jemals sah,
was kein Ohr jemals hörte
und was sich kein Mensch vorstellen kann,
das hält Gott für die bereit, die ihn lieben.«


Paulus von Tarsus

1. Korinther 2,9